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Kann ich das auch? Die Rolle des elterlichen Erfolgs bei der Berufswahl von NextGens

Hey nächste Generation, hast du mal drei Minuten? Wir bereiten Erkenntnisse aus der Forschung zu Familienunternehmen für dich auf – in nur drei Minuten Lesezeit.

Zu unserem Fokusthema “Nachhaltigkeit” stellen wir uns diese Woche die Frage, wann sich Next Gens dazu entscheiden, selbst unternehmerisch tätig zu werden und das Unternehmertum der eigenen Familie fortzusetzen – sei es im familieneigenen Unternehmen oder im Rahmen einer Selbstständigkeit. Die Wissenschaft setzte sich bereits mit dieser Frage auseinander, und eine Studie möchten wir euch gerne näher vorstellen. Welche Rolle spielt der Erfolg der Eltern bei der Berufswahl von Next Gens und dadurch bei der Entscheidung, Unternehmertum fortzuführen? 

Criaco, Sieger, Wennberg, Chirico & Minola: „Parents‘ performance in entrepreneurship as a “double-edged sword” for the intergenerational transmission of entrepreneurship”

Für die Weitergabe von Unternehmergeist im Familienunternehmen ist die Beziehung zwischen Eltern und Kindern von großer Bedeutung. Kaum eine andere Person hat so entscheidenden Einfluss auf die Berufswahl der Next Gen wie ein involviertes Elternteil. Dennoch wird aus wissenschaftlichen Studien nicht deutlich, warum Kinder von Unternehmerinnen und Unternehmern manchmal selber welche werden möchten – manchmal aber auch nicht. Criaco, Sieger, Wennberg, Chirico & Minola gehen der Frage auf den Grund, welche Rolle der Erfolg der Eltern im Entscheidungsprozess spielt. Dabei berücksichtigen sie nicht nur die Sozialisierung der Kinder im Familienunternehmen, sondern auch soziale Vergleiche mit der älteren Generation und deren Errungenschaften im unternehmerischen Bereich.  

Wie wird Unternehmertum denn durch die Eltern geprägt?

Die Familie spielt eine wichtige Rolle für Next Gens, wenn es darum geht, Interesse für unternehmerische Tätigkeiten sowie entsprechende Fähigkeiten zu entwickeln. Gerade die Eltern geben ihren Unternehmergeist durch soziale und finanzielle Ressourcen auf der einen und Werte, Wissen und konkrete Fähigkeiten auf der anderen Seite weiter. Erhält die jüngere Generation durch frühes Engagement im Unternehmen einen entsprechenden Einblick in die Arbeit der älteren Generation und beobachtet, dass diese erfolgreich unternehmerisch tätig ist, so wird Entrepreneurship eine attraktive und wünschenswerte Karriereoption. Wenn sie hingegen Zeuge des Scheiterns ihrer Eltern wird, wird Unternehmertum eher negativ von ihr wahrgenommen und als Berufsweg vernachlässigt. 

Was muss konkret passieren, damit Next Gens unternehmerisch tätig werden?

Unternehmertum als beruflicher Weg ist das Ergebnis einer bewussten Entscheidung basierend auf Erfahrungen und Selbsteinschätzung. Die Wissenschaft sagt, dass diese Entscheidung insbesondere auf der wahrgenommenen Attraktivität unternehmerischer Aktivitäten und auf der Machbarkeit dieser beruht. Ist beides in ausreichendem Maße ausgeprägt, ist es wahrscheinlich, dass ein Next Gen die Absicht entwickelt, selber unternehmerisch tätig zu werden. Der Prozess von wahrgenommener Attraktivität und Umsetzbarkeit hin zu tatsächlicher Absicht wird allerdings auch durch sozialen Vergleich beeinflusst. Menschen streben danach, ein möglichst genaues Bild von ihren eigenen Fähigkeiten zu erhalten und nutzen dafür entweder objektive Standards oder den Vergleich mit ihnen nahestehenden Mitmenschen, sogenannten Referenten. Wer sich verbessern möchte, vergleicht sich mit Personen, die erfolgreicher und kompetenter sind. In diesem Fall spricht man von einem Vergleich „nach oben“. Dieser kann allerdings nicht nur motivieren, sondern auch negative Gefühle wie Unzufriedenheit und Wut auslösen, wenn man sich der betroffenen Person unterlegen fühlt – was wiederum dazu führen kann, persönliche Ziele nicht zu erreichen. 

Obwohl es auch Vergleiche „nach unten“ gibt (wohlgemerkt meist im Kontext selbstzerstörerischen Verhalten, das es zu rechtfertigen gilt), erfolgt in der Familie der Vergleich nach oben – immerhin haben sich die Eltern bereits ein Leben und ein Unternehmen aufgebaut beziehungsweise erfolgreich weiterentwickelt, sie haben also einen gewissen Vorsprung. Wie sich dieser Vergleich auf Grundlage des elterlichen Erfolgs auf die Umwandlung von wahrgenommener Attraktivität und Machbarkeit einer unternehmerischen Laufbahn in tatsächliche Intention auswirkt, untersuchen Criaco, Sieger, Wennberg, Chirico und Minola in ihrer Studie, im Zuge welcher sie Befragungen von über 20.000 Personen auswerten. 

Und wie wirkt sich der Erfolg der Eltern aus?

Das wissenschaftliche Team geht davon aus, dass die wahrgenommene unternehmerische Leistung der Eltern positiven Einfluss auf die wahrgenommene Attraktivität und Machbarkeit von Unternehmertum für die nächste Generation hat. Dies lässt sich in der Analyse bestätigen. Zusätzlich stellen sie die Hypothesen auf, dass die wahrgenommene Leistung der Eltern den Effekt zwischen wahrgenommener Attraktivität und unternehmerischen Karriereabsichten sowie zwischen wahrgenommener Machbarkeit und unternehmerischen Karriereabsichten abschwächt. Auch diese Annahme wird durch die Studie bestätigt. Je erfolgreicher die Eltern in der Wahrnehmung der Next Gens sind, desto geringer ist der Einfluss von wahrgenommener Attraktivität und Machbarkeit auf die Absicht, unternehmerisch tätig zu werden. Dies ist auf den sozialen Vergleich zurückzuführen, der die jüngere Generation entmutigen kann, wenn sie den Erfolg der Eltern als besonders hoch einschätzt. Erfolgreiche Eltern sind in diesem Sinne also ein zweischneidiges Schwert – sie fördern Unternehmertum, aber können auch durch ihre Leistungen auch einschüchtern. 

Was bedeutet das für mich?

Für dich bedeutet das, dass eine erfolgreiche Familie unterschiedliche Reaktionen bei der jüngeren Generation hervorrufen kann. Durch Eltern, die Unternehmergeist vorleben, wird meist erst der Wunsch in ihren Kindern und potentiellen Nachfolgerinnen und Nachfolgern geweckt, sich selber unternehmerisch zu verwirklichen. Dabei steigert die positive Erfahrung mit Unternehmertum im Familienunternehmen nicht nur die wahrgenommene Attraktivität einer entsprechenden Karriere, die gesammelten Erfahrungen und die besondere Förderung lässt die Machbarkeit dieser auch wahrscheinlicher erscheinen. Je attraktiver und realistischer es wirkt, ein/e UnternehmerIn werden zu können, desto eher bildet sich eine tatsächliche Absicht bei den NextGens aus. Nun aber wirkt auch der Vergleich mit den Eltern auf die Absicht ein – erfolgreiche Eltern wirken einschüchternd, weniger erfolgreiche hingegen können Mut machen, selber etwas zu wagen. Sind die Unternehmereltern also Fluch und Segen zugleich? Ohne sie wäre Unternehmertum wohl in den meisten Fällen nicht in die Wiege gelegt worden, dennoch kann so viel Erfolg durchaus auch einschüchtern.

Kurz & knapp

Welche Rolle spielt der unternehmerische Erfolg der Eltern für die Absicht der Kinder, selber unternehmerisch tätig zu werden?

  1. Wahrgenommener Erfolg der Eltern lässt den Eindruck entstehen, dass eine eigene Laufbahn attraktiv und machbar ist.
  2. Wahrgenommene Attraktivität und Machbarkeit von Unternehmertum sind relevante Faktoren dafür, dass sich eine konkrete Absicht formt.
  3. Der Vergleich mit den Eltern schwächt diesen Effekt ab – je erfolgreicher die Eltern, desto größer die Selbstzweifel und desto schwächer die Absicht.
Geschrieben von Mara Bartling, Autorin bei Haus Next Insights

 

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